Ein kleines Rätsel zu Beginn:
Stellt euch eine Person vor, die ein gemaltes Bild in ihren Händen hält. Sie betrachtet dieses Bild voller Bewunderung und sagt dann ohne jeden Zweifel: Das kann ich nicht!
Wie alt ist diese Person?
Ich bin mir ziemlich sicher, ihr habt sie nicht auf drei oder vier, sondern eher 40 Jahre geschätzt. Denn es gibt ein Phänomen, das vor allem Erwachsene (manchmal leider auch schon ältere Kinder) betrifft: Sie schauen sich ein Bild an – das kann ein Kunstwerk oder die Zeichnung einer Freundin sein – und sind felsenfest davon überzeugt: Das könnte ich nie!
Wie kommt das? Warum denken so viele von uns, dass sie weder zeichnen noch malen noch sonst wie kreativ sein können?
Wo fing das alles an?
Eine Zeitreise in unsere frühe Kindheit würde uns sofort das Gegenteil beweisen. Als Kleinkind haben die allermeisten von uns viel und wild gemalt, gebaut und erfunden. Und zwar ohne auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, ob wir das können. Wir haben es einfach gemacht. Denn die Kreativität steckt in uns. Sie war von Anfang an da. Wir haben nur verlernt, darauf zu vertrauen.
Die Eltern
Leider geht das sehr schnell. Kinder sind von ihrer Umgebung abhängig. Und die ist dem kreativen Prozess oft nicht sehr freundlich gesinnt. Schon unbedachte Kommentare der Eltern können die kindliche Kreativität hemmen.
Die Erwachsenen fragten uns: „Was soll das denn sein?“ oder lobten mit „Schön hast du das gemalt!“. Damit brachten sie uns – sicherlich meist unbewusst – bei, dass das fertige Bild wichtiger ist als unsere Freude beim Malen.
Im Kindergarten
Die Erzieherinnen machten es häufig nicht besser. Ich erinnere mich noch gut daran, als wir einmal Oster-Küken ausschneiden sollten, die die Kindergärtnerin mit Schablone vorgezeichnet hatte. Den runden Bauch fand ich besonders schwer und schnitt etwa einen Zentimeter neben der Bleistiftlinie. Schon beim Schneiden ahnte ich nichts Gutes und wurde auch direkt gerügt, dass das so aber nicht ginge.
In dieser Situation steckt ein ganzes Bündel von Kreativitätskillern: Es gibt eine klare Vorgabe, was entstehen soll: 20 möglichst exakte Küken. Alle gelb, alle gleich geformt. Damit nichts schief geht, werden sie den Kindern sogar vorgezeichnet. Alles, was die noch machen müssen beziehungsweise dürfen, ist genau auf der Linie entlang zu schneiden. Und wer das nicht hinbekommt, wird ausgeschimpft.
Es gibt keine Möglichkeit zu Experimentieren, null Raum für eigene Impulse und Ideen. Das klingt altertümlich. Aber auch heute ist es oft noch so, dass bei Basteleien in der Kita etwas „Richtiges“ herauskommen soll. Eine funktionierende und möglichst hübsche Laterne für den Martinsumzug zum Beispiel. Dabei steht das Endergebnis also noch immer über dem Prozess. Der jedoch ist für Kinder und ihre kreative Entwicklung entscheidend – und viel spannender sowieso.
In der Schule
Mit der Einschulung wurde es für uns noch schlimmer. Da gab es dann Noten für alles, was wir zeichneten. So wussten wir immer, wie „richtig“ oder wie „falsch“ wir unsere Striche gesetzt hatten.
Ich weiß noch, wie sehr es mich blockierte, wenn wir zu einem bestimmten Thema etwas malen sollten – was ja in 99% der Fälle zutraf. Es fühlte sich an wie richtige Arbeit, diese Bilder zustande zu bringen und man sah es ihnen an. Ihnen fehlte die Lebendigkeit. Es gab kein Erforschen der eigenen Fähigkeiten, der Fantasie oder des Materials. Sie waren schlicht und einfach der Versuch, Erwartungen zu erfüllen, und zwar nicht meine eigenen.
In der dritten Klasse lernten wir eine Technik, die ich sehr interessant fand. Wir bedeckten ein Blatt Papier komplett mit bunter Wachsmalfarbe und überpinselten dann alles mit schwarzer Tusche. Anschließend kratzten wir die schwarze Farbe mit einem Draht weg, sodass die bunte Farbe der Wachsmalstifte hervortrat. Ich liebte diesen Effekt und hätte gern wild herumprobiert. Das Problem war nur: Ich sollte etwas Herbstliches malen, denn das war das Thema. Also entschied ich mich für einen Igel. Das war schwerer als gedacht, zum Schluss fand ich ihn aber ganz akzeptabel. Bei der Notenvergabe verkündete die Lehrerin dann vor der ganzen Klasse: „ Andrin, das war ja diesmal nicht so doll. Eine drei.“ Die Technik habe ich mir zwar gemerkt, allerdings erst 20 Jahre später noch einmal ausprobiert.
Die Spitze des Eisberges bekam ich in der siebten Klasse in Form meiner damaligen Kunstlehrerin zu Gesicht. Sie änderte die selbst erdachten Titel unserer Bilder und kritzelte sogar in den fertigen Werken herum, um zu zeigen, wie es „richtig“ geht. Das fand ich einfach nur respektlos und könnte mich immer noch aufregen über dieses pädagogisch, aber auch aus künstlerischer Sicht total schwachsinnige Verhalten.
Die meisten von uns haben also, bis sie erwachsen wurden, viele kleine Male gelernt, dass sie eigentlich nicht malen, zeichnen oder sonst wie schöpferisch sein können. Und deswegen lassen wir es. Weil wir durch all die Bewertungen den natürlichen Drang zu spielen und zu experimentieren verloren haben. Und mit ihm das Vertrauen in unsere Kreativität. Anstatt ganz bei uns zu bleiben, vergleichen wir uns ständig mit anderen und ordnen unser Können auf einer Skala zwischen „gut“ und „schlecht“ ein.
Picasso meinte einmal, jedes Kind ist ein Künstler. Die Schwierigkeit besteht darin, ein Künstler zu bleiben, während man erwachsen wird. Er hatte recht. Nur wenige schaffen das. Der Pädagoge Sir Ken Robinson stimmt ihm in seinem brillanten TED Talk „Do schools kill creativity?“ zu und ergänzt: „Ich bin überzeugt, dass wir nicht in die Kreativität hineinwachsen, sondern aus ihr heraus. Oder wir werden vielmehr heraus-unterrichtet.“
Und was jetzt?
So, nun aber raus aus der Opferhaltung, denn wir können durchaus etwas gegen diese Entwicklung tun.
Für unsere Kinder
Zu erst einmal können wir versuchen zu verhindern, dass es immer so weiterläuft. Natürlich braucht unsere Gesellschaft eine Bildungsrevolution. Doch sofern wir nicht in Kitas, Schulen oder anderen Bildungseinrichtungen arbeiten, haben wir darauf nur begrenzt Einfluss. Worauf wir allerdings großen Einfluss haben, sind unsere Kinder selbst.
Wir können dafür sorgen, dass sie in einer für ihre Kreativität freundlichen Umgebung aufwachsen. Dazu gehört, dass sie möglichst oft frei Spielen und Experimentieren können. Dass sie ganz ohne Vorgabe malen, basteln und unterschiedliche Materialien erkunden dürfen. Es gehört auch dazu, dass wir uns als Eltern von dem Wunsch nach hübschen Ergebnissen befreien. Ein Kind, das völlig versunken in seinen schöpferischen Prozess ist, sollte niemals unterbrochen werden, nur weil es sonst womöglich das gerade so „entzückende Bild“ zerstören würde. Statt die fertigen Werke mit Komplimenten zu überhäufen, könnten wir unser Kind aufmerksam beobachten, während es malt oder bastelt. Dann sehen wir, wie viel Freude ihm der reine Prozess bringt. Denn Kinder malen vor allem für sich selbst. Im Malen und Basteln können sie sich frei ausdrücken, ihre Gefühle erforschen und ihre eigene Stimme finden.
Für uns selbst
Noch schwieriger als die Kreativität unserer Kinder zu beschützen, ist es vielleicht, das Vertrauen in unsere eigene wiederzuerlangen.
Dazu müssten wir es schaffen, die ganze angesammelte Bewertungskacke hinter uns zu lassen. Wir könnten versuchen, da weiterzumachen, wo wir zu früh aufgehört haben: im Spiel. Und zwar egal wie alt wir sind. Denn auch mit 60 Jahren können wir uns Farbe, Ton und Krepppapier noch spielerisch nähern.
Natürlich wird es sich anders anfühlen als mit 6. Weil wir als Erwachsene viel mehr denken. Wir müssen uns richtig anstrengen, damit die Kritiker in uns, die wir jahrzehntelang kultiviert haben, nicht zu laut werden. Aber den Versuch ist es wert. Denn auch heute noch ist kreatives Schaffen für uns eine wunderbare Möglichkeit, unsere Gefühle zu erkunden, Erlebtes zu verarbeiten oder einfach kurz zur Ruhe und uns selbst zu kommen.
Wahrscheinlich müssen wir ein bisschen tricksen, um ins unbeschwerte Spiel zurückzufinden. Dafür sind kleine Experimente toll. Ich liebe es zum Beispiel, mit der linken Hand zu malen. Das ist eine ganz einfache Übung, die der nervigen Kritikerin in mir die Argumente raubt. Wenn ich mit links male und das Bild sieht blöd aus, kann ich nichts dafür. Denn links ist nicht meine dominante Hand, an links habe ich nicht so hohe Erwartungen. Ich male einfach und genieße den Prozess.
So können wir uns immer wieder bewusst kleine Freiräume zum Spielen schaffen. Und dabei üben, die Kategorien „richtig“, „falsch“, „gut“ und „schlecht“ Stück für Stück loszulassen.
Damit wir irgendwann, wenn wir ein für uns interessantes Bild betrachten, enthusiastisch sagen können: „Wow. Etwas ähnliches könnte ich auch mal probieren“.
Wow! Ein toller Artikel, vielen Dank.
Ja, so ist das leider oft mit der Schule… Das sage ich auch als Lehrerin. Ich musste mal Kunst in einer zweiten Klasse unterrichten, habe das Fach aber (leider) nicht studiert. Das Benoten kam mir sinnlos und grausam vor. Aber leider wird man dazu gezwungen. Einen Prozess zu bewerten ist sehr schwierig. Vor allem, wenn man die Kinder nur einmal pro Woche sieht. Mmh… 🙁
Es stimmt, ich kenne diese innere Stimme auch. Bei mir sind es eher Bekannte oder Freunde, die dieses oder jenes halt besser können als ich. Das hemmt mich auch. Dein Blog hilft mir aber gerade, den Prozess mehr in den Blick zu nehmen und niedrigschwellig dranzugehen.
Hab gestern ein kleines Gedicht geschrieben. Einfach so, haha!
Macht Spaß.
Danke!
Ich verstehe, was du meinst. Mein Onkel hatte mal einen Kunstlehrer, der sagte ganz zu Beginn des Kurses zu allen Schülern: Kunst kann man nicht benoten, deswegen bekommt ihr von mir alle eine zwei, egal was ihr macht. Das hat den Druck raus genommen und Platz für Spaß gemacht. Die Schüler waren zwar älter… aber vielleicht würde etwas ähnliches auch bei jüngeren Kindern funktionieren – solange bis die Zensuren ganz abgeschafft werden. 😉
Es freut mich so sehr, zu hören, dass dir mein Blog hilft, diese Dinge wieder mit mehr Leichtigkeit anzugehen. Ein Gedicht! Das ist so fantastisch!! 😀
Recht hat er. Ist keine schlechte Idee mit der „Nicht-Benotung“. Ich denk mal drüber nach.
Die „Nicht-Benotung“ halte ich übrigens auch für sinnvoll in Musik und Sport. Eigentlich gerade bei Sport – wo doch Fitness und Gesundheit heute überall gepredigt werden, sich aber gleichzeitig über die immer dicker werdende Gesellschaft beschwert wird. Wenn jeglicher Spaß an der Bewegung früh im Keim erstickt wird, dann gibt es auch später kein Ausprobieren mehr – es wurde ja schließlich offiziell bescheinigt, dass man unsportlich ist. Obwohl das genauso eine Form der Kreativität wäre – Freisport war schließlich immer mit Spaß verbunden (bisschen am Thema vorbei, aber es brannte mir schon lange auf der Seele).
Ob es sich ändert – wer weiß? Vielleicht mit einer „frischen“ Lehrergeneration 😉
Ich finde ja, dass über den Sinn von Benotung generell – in allen Fächern – diskutiert werden kann. Von daher stimme ich dir für Musik und Sport voll zu. 😉
Die Parallelen, die du zwischen den künstlerischen Fächern und Sport beobachtet hast, sehe ich auch. Bei Sport ist die Absurdität fast noch offensichtlicher, weil die gleichen Bewertungsmaßstäbe auf Menschen mit komplett unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen angewendet werden.
Ich hoffe sehr, dass sich da strukturell in den nächsten Jahren und Jahrzehnten etwas tut!
Ja. Ja. Ja. Ein schöner Artikel. Und da ich vom Theater komme und Kreativität da nur funktioniert, wenn sie in irgendeiner Form in der Gruppe ermöglicht wird: Wir können für uns als Erwachsene dasselbe tun, wie wir es für unsere Kinder versuchen, und uns am besten mit Menschen umgeben, die ebenfalls gern ausprobieren und forschen. Das stärkt nicht nur Kinder, sondern auch uns selbst! Und vielleicht kann man seine Entdeckungsreisen dann ja sogar gemeinsam unternehmen… Wie eine meiner Lieblingsübungen: Wenn alle Menschen, die sich in einem Raum aufhalten, ausprobieren, welche Geräusche in diesem Raum stecken. Spätestens wenn man gemeinsam mit einem Heizkörper und der Türklinke Musik gemacht hat, hört man die inneren Kritiker nicht mehr. Ist dann zu laut 🙂
Stimmt, du hast völlig recht! Etwas „Verrücktes“ gemeinsam zu machen, lockert die verkrusteten Denkstrukturen am besten auf. 😉 Der Punkt gehört unbedingt noch mit dazu. Ein bisschen Theatererfahrung hab ich (als Laiendarstellerin) auch. Es war immer total toll zu sehen, wie zaghaft wir uns anfangs alle an diese ungewohnten Übungen herantasteten. Und dann plötzlich darüber staunten, was alles entstehen kann, wenn wir uns einfach gemeinsam auf diesen schönen Prozess einließen. <3
Ein gelungener Artikel. Ich denke, dass Viele sich darin wiederfinden…mich eingeschlossen.
Kennst Du Arno Stern und seinen Malort?
Seit etwa einem Jahr habe ich selbst einen Malort eröffnet, weil es an diesem Ort genau um das bewertungsfreie und leistungsfreie malen geht …und die in jedem Menschen wohnende Formulation!
Liebe Grüße,
Anke Sjöberg
Malort-Detmold
Dankeschön! Ja, Arno Stern und seinen Malort kenne ich. Ich finde die Idee sehr inspirierend. Habe es aber bisher nur als Teilnehmerin für zwei Sitzungen ausprobieren können (hier bei uns gibt es noch keinen Malort) und darüber gelesen. Dann erlebst du sicher viele spannende Prozesse. Das ist toll!
Danke für Deine Antwort….vielleicht hast Du ja Zeit und Lust, am 28.9. zu einem Vortrag von Arno und André nach Detmold zu kommen (ist ein bisschen Reise, ist jedoch auch sicherlich sehr inspirierend 🙂 ) Lieben Gruß
Das könnte logistisch etwas schwierig werden… aber wer weiß. Danke für den Hinweis! 🙂
Vielen Dank für diesen tollen Artikel, liebe Andrin. Ich kenne das Problem auch aus der Schule: „Thema-Verfehlung“ und dann macht es irgendwann keinen Spass mehr. Manchmal ist wie du sagst, auch der Weg das Ziel und nicht das Ergebnis. Und weißt du was noch schlimm ist: Wenn uns jemand sagt, dass etwas gut geworden ist oder, dass wir das schön gemacht haben, dann hinterfragen wir das immer: „Sagt derjenige das vielleicht nur, weil er mich nicht kränken will?“ Aber wenn uns jemand sagt: „Naja das war jetzt nicht so toll!“ – nehmen wir das direkt für bare Münze, obwohl es nur seine persönliche Meinung ist und andere Menschen würden unser Werk vielleicht total anders bewerten. Der Umgang mit Lob und Kritik ist als sehr entscheident für unsere persönliche Meinung von uns selbst. Liebe Grüße, Ella
Du hast recht. Das kenne ich selbst auch, dass Kritik mehr hängen bleibt als ein positiver Kommentar.
Lob und Kritik ist ein wirklich herausforderndes Thema. Für meinen Sohn wünsche ich mir, dass ich es irgendwie schaffe, die Bewertungsmaschine in meinem Kopf im Zaum zu halten. Damit er Dinge aus sich selbst heraus tun kann. Nicht um mir oder anderen zu gefallen. Dazu gehört wohl auch, dass ich es selbst hinbekomme, bei Kritik und Lob bei mir zu bleiben, mich nicht mehr oder weniger wert zu fühlen – damit ich genau das weitergeben kann. Aber das ist gar nicht so einfach, sondern wieder ein Prozess. 😉
Oh, da hast Du jetzt einen ganz wunden Punkt bei mir getroffen.
Wir sollten in der 5. (?)Klasse mal ein fantasievolles Aquariumbild malen, gerne auch mit Tieren oder Gegenständen, die dort nicht hinein gehören.
Ich war auch nicht die super Zeichnerin; wir hatten 2 Mädels in der Klasse, die das total toll konnten und an denen wir scheinbar gemessen wurden.
Ich habe meine „Aufgabe“ erfüllt, die Tiere etc.konnte man erkennen, auch dass es ein Aquarium war- und trotzdem bekam ich eine 5.
Heutzutage MÖCHTE ich total gerne mal wieder was basteln, malen etc. Aber ohne Anleitung klappt bei mir irgendwie gar nichts, und selbst hinterher bin ich total unzufrieden, selbst wenn anderen meinen, es sähe gut aus.
So auch das Schultüten-Basteln letztens. Wir hatten alle dieselben Voraussetzungen(wenn auch nicht dasselbe Motiv), aber trotzdem sahen die Tüten der anderen viel besser aus. Ich habe es nicht mal geschafft, ein Zierband gerade um die Tüte zu bekommen, alles schief und krumm.
Hätte wohl besser alles mit nach Hause nehmen und in Ruhe machen sollen. Jetzt kann ich gucken, was ich noch „reparieren“kann…
Total unkreative Grüße
Silke
Liebe Silke, deine Geschichte mit dem Aquarium illustriert leider sehr gut, was ich meine.
Ich denke aber nicht, dass du unkreativ bist! Wahrscheinlich braucht es einfach etwas Zeit und Übung, bis du selbst wieder an deine Kreativität glauben kannst.
Vielleicht könntest du für den Anfang versuchen, etwas milder mit dir zu sein – der tobenden Kritikerin in dir etwas Positives entgegensetzen. Es ist zum Beispiel total großartig, dass du trotz deiner eher entmutigenden Erfahrungen in der Schulzeit heute immer noch den Drang hast, etwas Kreatives zu machen UND es tatsächlich auch tust!
Außerdem könntest du versuchen, Vorgaben nur als grobe Richtlinie zu sehen und mehr darauf zu achten, wonach dir selbst beim Basteln oder Malen gerade ist. Möglicherweise entspricht dir das Akkurate gar nicht so sehr und ein Abweichen von der Vorlage würde dir viel mehr Spaß bringen? Muss denn dieses Zierband gerade an die Schultüte angebracht werden oder könntest du damit vielleicht noch etwas ganz anderes anstellen?
Lass die Kritikstimme reden, aber nicht mehr bestimmen. So hat die Freude eine Chance, zurückzukommen.
Selbst wenn dir das Ergebnis dann immer noch so wirklich überhaupt nicht gefällt, hattest du zumindest Spaß beim Machen. Das erhöht die Chance, dass du es erneut versuchen wirst und so Stück für Stück das Vertrauen in dich selbst zurückgewinnen kannst. Ich wünsche dir für all deine nächsten Versuche eine große Portion Zuversicht und alles Liebe! 🙂
Danke Andrin, ich werde es weiterhin versuchen!
Hallo Andrin, ich habe es zu Schulzeiten irgendwie geschafft, eine kreative Haltung im Erschaffen von Kunst zu bewahren. Da spielte auch der Oberstufen – Lehrer auf dem Gymnasium eine große Rolle. Der glänzte mit Sprüchen, wie z.B. : „Man kann auch im Sitzen stehen!“ 😉 Später bin ich dann leider aus praktischen Erwägungen und mangelnder Unterstützung durch das Elternhaus von diesem kreativen Weg abgekommen. Ich dachte immer, dass ich nicht gut genug wäre, dabei wollte ich schon mit 19 Kunsttherapie studieren. Habe ich dann leider nicht. Wie nah ich schon damals, vor 27 Jahren an „meiner“ Wahrheit lag, wird mir leider erst jetzt bewusst. Meinen Kindern geht es heute weitgehend ähnlich und, ich muss zugeben, dass ich als Vater in genau die gleichen Fallen getappt bin, wie meiner zuvor. Alles muss einem Zweck dienen, alles muss ein akzeptables Ergebnis liefern, effizient sein… Genau das Gegenteil aber ist der Schlüssel zum Glück. Tun! Einfaches, ehrliches, beglückendes Tun… Wie sehr wünsche ich mir, ich bekäme noch einmal die Chance auf ein zweites Leben. Das sähe anders aus… mit viel mehr Glück und Freude…, die ich dann auch weitergeben könnte. So ist bei allem der dunkle Mantel des Scheiterns dabei, sei es in echt oder nur gefühlt… Danke für Deinen tollen Artikel. Darin liegt viel Wahres und Gutes. Ich hoffe, er erreicht die richtigen Leute. Aber, das ist sehr unwahrscheinlich. Bleib auf Deinem Weg!
Danke für deine lieben Worte!
Ich glaube, was du beschreibst, kennen viele Menschen. Mich eingeschlossen. Ich versuche nämlich auch noch zu meiner Hauptstraße zurückzufinden. 😉
Ich finde toll, dass du so reflektiert bist. Dieses ehrliche, einfache Tun – das kannst du ja immer noch jederzeit beginnen. Und wenn es nur im Kleinen ist. Ich hatte heute zum Beispiel einen total verrückten Tag, viel anstrengender als gedacht, nichts lief wie geplant. Zwischendrin habe ich dann einfach fünf Minuten gemalt, eigentlich nur gekritzelt. Das war wie ein kleines Auftanken. Danach habe ich den Rest des Tages auch noch gut geschafft.
Was deine Kinder betrifft: Mit ihnen kannst du deine heutige Sicht doch auf jeden Fall noch teilen. Das hilft ihnen sicher – würde es mir an ihrer Stelle jedenfalls. 🙂
Alles Liebe!
Mit dem Post habe ich deinen Blog entdeckt. Juhu. Ich freue mich zur Zeit sehr an den Prozessen meiner Kinder. Der eine macht total komplexe Bastelprojekte, die andere entdeckt Aquarellfarben und benutzt sie gar nicht, wie ich mir das vorstelle. Gut, um mich selber zu überprüfen. Ich liebe es, vom Leben mehr zu erfahren durch die Kunst. Geertje
Mich freut es auch, dass du hergefunden hast!
Das klingt toll, was du über die kreativen Erkundungen deiner Kinder schreibst. Ich beobachte meinen Sohn ebenso gern und bin ganz bei dir – mit Kindern und Kunst hört das Lernen nie auf. Und das ist großartig!